Deutschland hat sich gewandelt. Wir sind vom Volk der Dichter und Denker, zum Volk der Mahner und Streiker geworden.
Gerade erst haben wir den ersten Mega-Streik von Claus - der stählerne Schnurrbart - Weselsky und seiner Volkszorn-Partei GDL überstanden, so droht uns zu Pfingsten schon der nächste. Hier bei jagt eine Superlative, die nächste und Claus legt wie ein Dampflok Heizer immer noch eine Schippe drauf. Der Pep Guardiola unter den Gewerkschaftsführern verheimlicht gern, wie sein Fußball Pendant, bis kurz vor Anpfiff seine Strategie und die Länge des Streiks, das macht ihn für jeden Gegner unberechenbar.
Doch bislang war das Einzige, was Weselsky erreicht hat, der steigende Hass und Unverständnis der Bevölkerung für die Streiks.
Doch woher stammt die Intoleranz des gemeinen Bürgers in Bezug auf die Ausführung unserer demokratischen Grundrechte?
Jahre lang schauten wir neidisch rüber auf unseren Nachbarn Frankreich, wo Streiken zum guten Ton gehört und erste Bürgerpflicht scheint. Stets positiv haben wir die Taten der Franzosen anerkannt und unsere Bewunderung ausgesprochen, als die Menschen der "Grande Nation" Streik Märsche durch Paris unternahmen und so den Verkehr komplett lahmlegten. So etwas hätte es bei uns doch früher nicht gegeben, da hat man doch eher die Streikenden über den Haufen gefahren, weil man pünktlich auf der Arbeit sein wollte.
Oder erinnern sie sich noch an die Mitarbeiter eines Unternehmens, die ihren Chef im Büro gefangen hielten und ihn erst freiließen, als er Ihre Forderungen annahm. Das hätte sich doch keiner vor ein paar Jahren gewagt, schließlich ist in Deutschland der Chef das Arschloch das mich finanziert. Und jemand der einem deutschen Geld gibt dem tut er doch nichts und tanzt fröhlich weiter nach dessen Pfeife, frei nach dem Motto: Damit es mir weiterhin gut geht, nehme ich jeden Scheiß in kauf.
Ja damals wären wir gerne Franzosen gewesen, stolz auf die Eigeninitiative, auf den Mut zum Anprangern der Missstände, raus aus der Zwangsjacke, die wir uns selbst genäht haben.
Aber auch Belgien war stets ein Vorbild der Streik Kultur, wo vor allem Generalstreiks unser höchste Anerkennung verdienten.
Nur damals waren wir das lethargische Volk von Europa, mit uns konnte man machen, was man wollte, wir haben uns nicht gewährt und alles hingenommen. Wir waren nun mal die Kaninchen von Europa.
Doch nun sind wir erwacht und aus dem Kaninchen ist ein Wolf geworden, der sich nichts gefallen lässt und dagegen kämpft, was ihm sein Gewerkschaftsführer sagt.
Nun hat es aber der Streik an sich, dass er oft Unschuldige trifft, die nicht für die Missstände verantwortlich sind. Aber genau das ist der Sinn eines Streiks, er soll schmerzen und allen die Augen öffnen und zeigen, was nicht koscher ist. Dies soll Wut und Unmut in der Bevölkerung, gegenüber den Herrschenden hervor rufen und so diese unter Druck setzen und in die Knie zwingen.
Wer aber den Deutschen kennt, der weiß, dass das nicht funktioniert. Den, anstatt sich mit den Streikenden zu solidarisieren und sie zu unterstützen, hängt man lieber am Rockzipfel von Angela und ihrer Kasperle-Truppe und schiebt den Schwarzen Peter den Streikenden zu.
Wie in Grimms Märchen glaubt der Deutsche immer noch, dass einzig und allein die Regierung für seinen Wohlstand verantwortlich ist und verteidigt ihn bei Streiks, wie ein Muslime Allah nach einer veröffentlichten Karikatur.
Gleichwohl nutzen unsere Politiker die Gunst der Stunde und stellen sich an die Seite der scheinbaren Opfer des Streiks und kämpfen mit Ihnen gegen die Gewerkschaften. Dieses Anbiedern soll Volksnähe vermitteln und ist im Grunde nur die zeitlich begrenzte Positionsänderung des Kopfes aus dem Hintern der Kanzlerin rein in den Arsch des Wählers. Die Streikenden, die wahren Opfer, werden zum Buhmann deklariert und werden wie Schwerverbrecher behandelt.
Vielleicht ist das auch so, wenn man sich z.B. ein Bahnticket kauft und dann nicht mit der Bahn fahren kann, weil gestreikt wird, dann sind die Streikenden ja eigentlich Diebe. Vielleicht sind aber auch die wahren Verbrecher die Konzerne, wo 90% des Ticketpreises hinfließen und der Rest für die Arbeiter bleibt. Doch da soll jeder selbst entscheiden und das tut der Deutsche auch und entscheidet sich für die Streikenden, den die sind Otto-normal-Verbraucher und somit einer von Ihnen und damit immer greifbar. Schließlich stehen die Konzerne ja stets über den Dingen, und man weiß ja von den Regalen in Geschäften: Oben kommt man immer schwerer dran als unten.
Ich für meinen Teil bin stets fürs Streiken und sollen ruhig noch andere Berufszweige neben Lokführern, Kindergärtner/innen, Hebammen und Lehrern streiken gehen, je mehr desto besser. Und wenn am Ende auch noch die Arbeitslosen und Hartz IV Empfänger streiken, in dem sie arbeiten gehen oder Rentner aus Protest auf ihre Rentenerhöhung verzichten, dann bin ich gern ein Befürworter des Streiks.
In diesem Sinne: Ich streike und schreibe 2 Minuten lang nichts.
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