Freitag, 23. Oktober 2015

Ich kommentiere also bin ich

"Corgito ergo sum" hieß es einst von René Descartes, doch die Zeiten und die Welt ändern sich. Längst ist es nicht mehr wichtig nur frei zu denken und sich so seiner Eigenständigkeit sicher zu sein. Nein, man muss jene Gedanken und Meinung auch anderen zugänglich machen. Zum Glück bietet das Internet die Möglichkeit uns viel schneller, einer größeren Population gegenüber zu äußern. Was der Inhalt dessen ist, was da veröffentlicht wird ist nur zweitrangig. Viel wichtiger ist es doch, zum einen der erste zu sein der publiziert und zum anderen das man seine Gedanken stets aktualisiert. Zu diesem zwecke wurde uns von den Internetbetreibern zwei großartige Werkzeuge überreicht: der Kommentar und der Post (hat nichts mit den gelben Autos zu tun, kommt aus dem Englischen; anm. d. red.). Über Posts wurde schon viel geschrieben und das Wort hat sich mittlerweile auch schon im deutschen Wortschatz festgesetzt, das selbst ein Rechtschreibprogramm es nicht mehr als Fehler ansieht. Darum soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Viel mehr möchten wir uns dem Kuriosum "Kommentar" widmen. Einst war der Kommentar eine beiläufige Bemerkung zu einem momentan behandelten Thema, meist zu finden in Zeitungen, Polit-Talks, Stammtischrunden oder überall dort wo sich drei oder mehr im Namen der Diskussion zusammen getroffen haben. Es hatte den zweck eine Diskussion zu bereichern oder gar zu entfachen oder einen lustigen Seitenhieb einzubringen. Doch seit sich das Internet weiter entwickelt hat, hat sich auch der Kommentar eine neue Nische gesucht. Nun finden wir Ihn überall, unter Artikeln, Fotos, Beiträgen, Videos und wo auch immer es etwas zu kommentieren gibt. Dabei stellt man bei näherem hinsehen und lesen fest, das mindesten 80% der Kommentare einen eher begrenzten Bezug zum Thema haben. So war zu einem Artikel des Spiegels über die Musikgruppe Skorpion, folgender Kommentar zu lesen: "Kenn die Band nicht" (es sei zu sagen, dass es der erste Kommentar des Artikels war). Nun was möchte uns solch ein Kommentar sagen, dass der Autor zu jung ist um die Skorpions zu kennen oder, dass er nur die Überschrift gelesen hat und der erste sein wollte der ein Kommentar hinterlässt? Auch interessant ist folgender Kommentar zum Urteil des Bundesgerichtshofes im Fall "Gauck und die Spinner": "und das auf die auch heute noch zu". Ob es sich dabei um eine geheime Botschaft handelt oder der Autor auch hier der erste sein wollte und so einfach mal mit der flachen Hand über die Tastatur geglitten ist, ist nicht bekannt. Was jedoch zu erkennen ist, ist die menge an heißer Luft die durch solche Kommentare produziert wird. So bekommt das Wort Gedankenfurz auch wieder einen Sinn. Darum bitte ich euch liebe Kommentierer, das nächste mal wenn Ihr einen Kommentar verfasst, schaltet doch erstmal das Oberstübchen ein und denkt darüber nach, ob ein Kommentar von eurer Seite nicht Überflüssig ist. Ihr erspart euch und uns eine menge Zeit. In diesem Sinne: Et ego loquor.

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