Freitag, 23. Oktober 2015

Am Ende der Kette

Das ist Dieter B. aus N. an der D. Wer Herrn Brügens im Alltag auf der Straße trifft, wird ihn als normalen Menschen von nebenan beschreiben. Doch der 45 Jährige hat ein dunkles Geheimnis.
Vor rund 6,5 Jahren bekam Dieter B. eine verhängnisvolle Nachricht, die sein Leben von Grund auf ändern sollte.
Wir schreiben den 24.09.2008, es ist ein lauwarmer Spätsommer Abend und Dieter B. hat sich soeben an seinen Rechner gesetzt um seine E-Mails zu überprüfen. Neben zahlreichen Newslettern befindet sich auch eine Nachricht, der er zu diesem Zeitpunkt keine Beachtung schenkt, da ihn Penisverlängerungen und Viagra aus Osteuropa informativer und dringender erscheinen. Nachdem Dieter B. seine Kontodaten an den Prinzen von Mosimbo (ein Landstrich in Namibia oder so, anm. d. Red.) weitergeleitet hat, widmet er sich der ominösen Nachricht mit dem Betreff "Glücksmail". Nicht wissend, dass sein Leben von nun an nicht mehr dasselbe sein wird, drückte er um 18:20 Uhr auf den schicksalhaften Button "Lesen".
Bis heute kann sich Dieter B. nur noch schemenhaft an den Wortlaut der Nachricht erinnern und auch der Absender ist ihm nicht mehr bekannt. Jedoch hat man es, mittels eines Psychologen und eines Hypnotiseurs aus den Gelbenseiten, geschafft, die Zeilen zu rekonstruieren, die wie folgt lauteten:
Hallo, das ist eine Glücksmail, die dir Glück und Zufriedenheit für die nächsten 7 Jahre bringen soll. Falls du ein glücklicher Mensch bist und das auch bleiben willst, schicke diese Nachricht innerhalb von 10 Minuten an 7 weiter Freunde, denen du alles Glück dieser Welt wünscht. Aber Vorsicht, wenn du es nicht machst, dann wirst du in den nächsten 7 Jahren vom Pech verfolgt. Also warte nicht zu lange. Liebe Grüße dein Glücksbringer.

Zunächst hielt Dieter B. dies für einen Scherz und verschob die E-Mail in den Papierkorb um sich wie jeden Abend biologischen Dokumentationen, über das Paarungsverhalten von fiktiven Figuren, anzusehen und zu analysieren. Doch an diesem Abend kann er sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Immer wieder kommt ihm die Ominöse Nachricht in den Sinn und lässt ihn nicht in ruhe. Dieter B. befindet sich in einem inneren Zwist, ob er den Instruktionen folgen oder sie missachten soll. Schließlich entscheidet er sich der Nachricht Folge zu leisten und beginnt sie an Personen die ihn nicht interessieren weiter zu schicken. Es ist nun 18:29, die Zeit drängt und Dieter B. versucht panisch die E-Mail an die letzten 3 Personen zu schicken. Als er zum letzten Mal auf den "Senden"-Button drückt ist es 18:31. Dieter B. hat es nicht geschafft und muss fort an mit den Konsequenzen leben.
Das war vor 6,5 Jahren. Heute ist Dieter B. verheiratet, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in einem Eigenheim am Rande von München und arbeitet als Beamter im öffentlichen Dienst. Trotz der Zeit, die vergangen ist, hat Dieter B. es nicht geschafft, zu lernen, mit der ständigen Angst und Bedrohung, Pech zu haben, zu leben. Immer wieder wacht er nachts schweiß gebadet auf und versichert sich, dass sein bisheriges Leben kein Traum war. Diese Sorge belastet aber nicht nur ihn, auch seine Familie, Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen haben darunter zu leiden.
Dieter B. hat noch 6 Monate Ungewissheit und Angst vor sich, bevor dieser 7 jährige Schrecken endlich ein Ende findet. Bis dahin muss er jeden Tag damit rechnen, dass das Schicksal erbarmungslos zuschlägt.

Dieter B. ist aber kein Einzelfall. Laut einer Studie schickt jeder 1,5te einen Kettenbrief nicht weiter und muss mit den Folgen leben. Der Verband der Deutschen-Kettenbrief-Leser schätzt die Dunkelziffer sogar höher und fordert darum eine Änderung der negativen Klausel in Kettenbriefen. So soll es zukünftig für zeitliche Versäumnisse einen Zeitpuffer von 15 min geben, in denen der Betroffene aber die Nachricht an zwei weitere Personen schicken muss. Diese Gesetzesänderung liegt derzeit beim Bundesgerichtshof auf dem Tisch. Unklar bleibt aber wie mit Personen umgegangen werden soll die bereits unter den Folgen zu leben haben. So müssen Menschen wie Dieter B. weiter ihre ungewisse Zeit abwarten.

In diesem Sinne: Schicken sie das an 7 weitere Leser oder etwas passiert.

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